Tofino und Pacific Rim National Park (Long Beach)

Am Rathtrevor Beach haben wir noch die sehr sauberen Waschräume (es gibt vier Duschhäuser in diesem Park) zum ausgiebigen Duschen genutzt und sind dann nach dem Frühstück in Richtung Tofino aufgebrochen. Über Highway 4a und später 4 kommt man an Port Alberni vorbei. Vielleicht ist es ganz nett dort am See, wir waren aber nur auf der Durchreise und haben nur kurz im Supermarkt angehalten und uns Sandwiches für den Weg mitgenommen. (Dass wir Port Alberni unterschätzt haben und auch diesen Supermarkt noch öfter besucht haben, ist Thema eines späteren Eintrags.)

Fraserway Truck Camper am Taylor River

Weiter ging es auf Highway 4, der quer über die Insel in Richtung Ucluelet, Ukee genannt, Pacific Rim National Park und Tofino führt. Pause haben wir unterwegs am Taylor River gemacht und die in Port Alberni gekauften Sandwiches am Ufer des Flusses mit tollem Bergpanorama verspeist. Man muss ja sagen, auch für die in mehr oder weniger großen Abständen eingestreuten Rastplätze lassen sich die Kanadier nicht lumpen, was die Optik angeht.

Highway 4

Fraserway-RV vor Fluss auf Vancouver Island

Schon unterwegs hatten wir an einigen Punkten gestoppt, um Fotos von unserem RV oder anderen Motorhomes auf der Strecke zu machen, damit ich sie hier im Reisetagebuch oder bei CamperCo verwenden kann. Das war schon nicht ganz einfach und an manch reizvollem Punkt mussten wir vorbeifahren – einfach zu eng und zu gefährlich, um nur für ein tolles Fotomotiv zu halten.

Der Highway 4 ist sehr gut mit dem RV befahrbar, teils aber ziemlich eng und auf 40 km/h begrenzt, die man auch mit dem Motorhome tunlichst einhalten sollte. Die Kurven sind manchmal sehr eng und an der ein oder anderen Stelle ist die Fahrbahn auch gerade nicht die beste. Das kann das voll aufgetankte Motorhome mit dem dann relativ hohen Schwerpunkt schon mal ziemlich zum Schwanken bringen. Und auf dieser Strecke kommt noch hinzu, dass auch reichlich Schwerlastverkehr unterwegs ist. Etliche Logging-Trucks mit ihren langen Baumstämmen und entsprechendem Gewicht sind hier ebenso unterwegs wie der ganze Lieferverkehr nach Ucluelet und Tofino und natürlich auch andere Wohnmobilfreunde, die eventuell auch mal deutlich größere Fahrzeuge um die Kurven zirkeln müssen.

Viele Leute machen – vielleicht auf der Grundlage von Wörterbüchern und fehlender persönlicher Erfahrung – den Fehler, Highways mit den deutschen Autobahnen zu vergleichen. Das ist aber grundfalsch. Eher entsprechen die Highways den deutschen Bundesstraßen, wo sie besser ausgebaut sind, oder Landes- oder Kreisstraßen an anderen Stellen. Autobahnähnliche Highways findet man zwar auch, auf Vancouver Island z. B. Highway 19 über längere Abschnitte, die sind aber selten und dann auch mit einer Höchstgeschwindigkeit von 100 oder gar 110 km/h ausgeschildert, statt der 80 km/h, die in Kanada die Regel auf den Highways sind. Wenn ich mich an eine frühere Tour recht erinnere, war ein Stück zwischen den Rocky Mountains und Calgary sogar mit 120 km/h befahrbar.

Tofino

An der Kreuzung nach Ucluelet schließlich findet man eine Tourist Info, an der man u. a. die Pässe für den Nationalpark kaufen kann. Für uns war das an diesem Tag aber nicht fällig, weil wir den Pacific Rim National Park nur durchfahren wollten, um die Nacht in Tofino zu verbringen. Für die Durchfahrt ist der Pass nicht nötig. Erst, wenn man Einrichtungen des Parks nutzt, wie z. B. die Day Use Areas an den Stränden oder natürlich auch die Campgrounds, wird die Gebühr für den Pass fällig. Auf früheren Reisen haben wir uns gleich einen Jahrespass geholt, weil wir eh für längere Zeit in den Parks unterwegs waren und uns um die Anzahl der Tage keine Gedanken machen wollten. Bei dieser Tour lohnte sich das aber nicht und wir planten zwei Tage bzw. Nächte im Pacific Rim National Park zu verbringen. Die zahlt man dann besser einzeln.

Crystal Cove Beach Resort, Tofino. Hauptgebäude

Den Park haben wir dann ohne Stopp bis Tofino durchfahren. In Tofino, bzw. kurz davor haben wir dann das »Crystal Cove Beach Resort« angesteuert, den ersten privaten Campground unserer Tour. Ein wirklich toller Campground: top gepflegt, schöne Campsites mit Feuerstelle, freundliches Personal, sehr saubere Waschräume, free Wi-Fi, kostenloses Feuerholz(!) und sogar ein integrierter Starbucks, der allerdings nur von 10–13 Uhr geöffnet hat. Die Campsite (fully serviced) kostet 50 Dollar pro Nacht plus Steuern. Ein wirklich fairer Preis für Ausstattung, Lage und Service.

Crystal Cove Beach Resort, Tofino. Strandzugang

Wenige Meter sind es nur vom Campground zum Strand – vorbei an tollen kleinen Blockhäusern (Cabins), die man statt der Campsites zum etwa dreifachen Preis mieten kann. Manche der Cabins haben eigenen Strandzugang, die meisten aber wenigstens Strandblick und alle hatten eine Terrasse mit großem Weber-Grill. Sollte ich mal ohne Wohnmobil auf Vancouver Island unterwegs sein, könnte ich mir sehr gut vorstellen, hier für ein paar Tage zu wohnen.

Crystal Cove Beach Resort, Tofino. Strand südlich

Über Treppen erreicht man zwei verschiedene Strandabschnitte südlich von Tofino. Einen sehr kleinen, felsigen Abschnitt mit beeindruckender Strömung, die sich durch die Felsen quetscht und einen sehr großzügigen Strand, der sich halbmondförmig durch eine ganze Bucht erstreckt und je nach Stand der Gezeiten breit oder sogar sehr breit ist. Dieser Abschnitt ist sehr flach und so können auch kleiner Kinder weit ins Wasser, ohne dass es richtig tief wird.

Am Strand waren viele Sportler unterwegs, die teils mit, teils ohne Neoprenanzug im kalten Wasser ihre Runden drehten, den Strand entlangjoggten oder -walkten und vor allem auch sehr viele Leute mit Hunden. Die meisten Hunde, die wir in Kanada gesehen haben, sind wahre Wasserratten. Ein Stock oder Ball, 15 Meter weit in die Wellen geworfen, ist das größte Glück für diese Tiere. Und alle, wirklich alle sind super erzogen. Man geht hier einfach ganz anders mit den Hunden um, wie es mir scheint. Die Hunde haben ihre Freiheiten, kennen die Grenzen aber ganz genau und halten sich auch an diese Grenzen, wozu gehört, niemals aggressiv gegen Menschen zu sein. So ist es dann möglich, sie am Strand frei toben zu lassen, ohne dass sich jemand gestört oder geängstigt fühlen muss.

Ein besonders schöner Hund an diesem Strand war eine Mischung aus Dänischer Dogge und English Mastiff, ein wirklich riesiges Tier. Als Kreuzung wird er »Mastdane« genannt, wie der Besitzer mitteilte. Und er schob auch gleich nach, dass der neunjährige Mops, der den Riesen auf Schritt und Tritt begleitete, der Hund seiner Frau sein. Das hielt den Mops aber nicht davon ab, gleich mit mir zu kuscheln und sich kraulen zu lassen. Beides großartige und liebe Tiere, bei aller Verschiedenheit.

Als die Zigarre aufgeraucht war (ja, auch hier haben wir natürlich mal wieder eine Zigarre am Strand geraucht), ging es zurück zur Campsite, zu Feuer und Abendessen. Von der Campsite aus hatten wir sogar so gerade noch Wi-Fi-Empfang, sodass noch das Nötigste per E-Mail erledigt werden konnte.

Morgens ausgeschlafen, die sauberen Waschräume des Resorts zum ausgiebigen Duschen genutzt und am Stellplatz gedumpt. Wir wussten ja, dass wir in den nächsten Tagen weder Duschen noch Strom noch sonstigen Komfort zur Verfügung hatten. Von einem Sani Dump sind wir allerdings ausgegangen, der sollte nämlich auf dem Campground am Long Beach vorhanden sein. Doch dazu später.

Mit einem Kaffee aus dem campgroundeigenen Starbucks sind wir dann noch mal kurz zum Strand runter und haben die Sonne genossen. Dann wollten wir die Gastfreundschaft des Crystal Cove Beach Resorts aber nicht weiter strapazieren und haben uns entschlossen, nach Tofino zu fahren, um uns das Städtchen ein wenig anzusehen und eventuell ein schönes Lokal zum Mittagessen zu suchen.

Tofino, Willkommen-Schild

Tofino konnte uns allerdings wenig begeistern. Ein wenig sind wir durch die Läden und eine Galerie gebummelt. Ich bin sogar beim Einkaufen fündig geworden: Eine Jacke hatte es mir angetan, die das einzige Kleidungsstück im ganzen Ort zu sein schien, auf dem nicht »Tofino« stand. Verwundert habe ich die Größen durchprobiert, bis ich bei S angekommen war, die mir passte. Wer es nicht weiß: Ich hatte in den letzten knapp zwei Jahren etliche Kilos verloren, was mich in Deutschland von XXL auf L gebracht hat. Aber eine Jacke in S? Das müssen wohl amerikanische Größen sein. Mir soll es recht sein.

Nach der Jacke gab es noch ein paar Postkarten für die Lieben daheim und ein paar Sandwiches und Salat für unterwegs, weil wir uns nicht so recht dafür entscheiden konnten, in Tofino zu essen. Weder hat uns die Stadt richtig begeistern können, noch die Lokale, an denen wir vorüber kamen. Aber das ist ja das Schöne am Reisen mit dem Wohnmobil: Man steigt ein und fährt einfach weiter. In unserem Fall heißt das meist: zu Stellen, an denen weniger Trubel und mehr Natur ist.

Pacific Rim National Park, Long Beach

Aus Tofino raus Richtung Ucluelet (die einzige Richtung, in der man überhaupt aus Tofino rausfahren kann) fährt man durch den Pacific Rim National Park und hat rechter Hand die Pazifikküste mit unglaublich schönen Stränden. Einer der bekanntesten und schönsten Strände ist der Long Beach mit satten 12 Kilometern feinstem Sandstrand. Dort liegt auch der parkeigene Campground »Green Point« mit 94 Stellplätzen. Ein wirklich toller Campground, den ich nicht nur wegen des Strands empfehlen kann sondern auch wegen der schönen Sites.

Wer eine Site an der Strandseite möchte, sollte vorab reservieren. Wobei Strandseite nicht heißt, dass man direkt am Strand ist oder von der Site aus Strandzugang hat. Der Campground liegt etliche Meter über dem Strand, man hat also höchstens Meerblick bzw. Strandblick von der Campsite aus. Der Blick ist allerdings teilweise wirklich grandios. Trotzdem muss man auch von diesen Sites aus einen Pfad durch den Wald gehen, um die Höhenmeter zum Strand zu überwinden.

Wir hatten nicht reserviert und hatten dann auch keine Chance, in dieser Reihe unterzukommen. Auf der anderen Seite der Fahrbahn war aber noch reichlich frei und zum Strandzugang waren es auch für uns nur ca. 50 Meter. Der direkte Blick aufs Wasser fehlte zwar, die Wellen des Ozeans konnten wir aber immer hören. Wundervoll. Beim Einchecken am Gate konnten wir dann auch die noch fehlenden Pässe für den Nationalpark kaufen. Das hat es uns erspart, zur Tourist Info weiterzufahren, wo wir sie sonst hätten holen müssen.

Felsen zwischen Combers Beach und Long Beach

Direkt nach Ankunft sind wir erst mal wieder zum Strand und haben es uns auf einem Felsen zwischen Long Beach zur Rechten und Combers Beach zur Linken gemütlich gemacht – mit Bier und Zigarre. Ein wirklich unglaublicher Strand und bei steigender Flut konnten wir uns stundenlang nicht sattsehen am ständig sich verändernden Bild der Wellen, den beiden Stränden, die wir von der erhöhten Position aus überblicken konnten und dem Wildlife, das wir von dort bestens im Blick hatten. Uns präsentierten sich an diesem Nachmittag: Seehunde, Seelöwen, Seeotter (erstmalig für uns) und etliche Weißkopfseeadler. Ein Seelöwenbulle hat auf einem Felsen nicht weit von uns eine Modelpose nach der anderen gezeigt und ich bin fast verzweifelt, weil ich ausnahmsweise mal darauf verzichtet hatte, meine Kamera mit dem 270er Zoom mitzunehmen. Es kam, wie es kommen musste: Ich im Eiltempo hoch zur Campsite, die Kamera geholt, zurück zum Strand und der Seelöwe ist nur Sekunden vor meinem Eintreffen vom Felsen gesprungen und weggeschwommen.

Den tollen und bis auf den Zwischensprint sehr entspannten Nachmittag haben wir dann noch mit etlichen Moskitostichen und Bissen anderer Tierchen bezahlt, da wir uns vorher nicht mit »Off« eingesprüht hatten. Das haben wir noch lange bereut. Jetzt, wo ich dies schreibe, sind wir zwölf Tage weiter und jeder einzelne Biss/Stich von diesem Tag juckt noch immer und teilweise entzündet oder verschorft und meist noch deutlich geschwollen. Aber der Tag war es wert – auch den Sonnenbrand, den wir uns ganz nebenbei mit aller Unvernunft eingefangen haben.

Nette Begegnung am Rande: Von einer benachbarten Campsite kam ein junges Mädel vorbei und erkundigte sich nach unserem Frischwasseranschluss. Sie war zusammen mit ihrem Freund mit einem fast identischen Fahrzeug von Fraserway unterwegs (auch ein Truck Camper, aber ohne Slide-out) und hatte Probleme beim Auffüllen des Frischwassers mit dem mitgelieferten Schlauch. Ich hatte ihr kurz das System an unserem RV gezeigt und wir kamen noch kurz ins Schwafeln: darüber, dass Fraserway sicher der Top-Anbieter für diese Fahrzeuge ist und über die jeweilige Tourplanung und so weiter. Dabei stellte sich heraus, dass sie zur Vorbereitung ihrer Tour die unter anderem von mir betriebene Website CamperCo.de genutzt hatte. Sie kannte meine Beschreibung des Dumpens und hatte sich auch an unserem Einkaufszettel orientiert. Vorher am Tag hatte ich noch mit meiner Frau darüber sinniert, ob wohl welche der zahlreichen Camper auf der Straße die Seite kannten und genutzt hatten. Und Stunden später sprechen wir mit einer Nutzerin – eine große Freude für mich.

Ich habe ihr meine Karte gegeben und um ein Bild des Seelöwen gebeten, den die beiden beobachtet und fotografiert hatten. Hoffentlich meldet sie sich. Es geht mir dabei weniger um das Bild als darum, dass ich nachfragen kann, wie denn in der Rückbetrachtung die Tipps von CamperCo geholfen haben oder ob und was dort zu verbessern ist. Es gibt nichts besseres zur Verbesserung von Inhalten als das Feedback der Nutzer!

Zufriedener Abschluss des Tages: Feuer, Steak, Spaghetti. Und nach ein paar Tagen Pause habe ich mal wieder lange ins Tagebuch geschrieben, um aufzuholen. Eine schöne Pflichterfüllung, finde ich. Man lässt auf diesem Weg jeden Abschnitt der Reise mehrfach Revue passieren – beim Eintrag in das händisch geführte Tagebuch und beim Übertragen auf die Website und dem Sichten der passenden Bilder. Und da ich nach unserer Rückkehr alles noch einmal überarbeiten werde, vor allem in Bezug auf die Bilder, ist der nächste Durchgang auch gleich wieder gesichert.

Combers Beach

Seesterne und Korallen am Long Beach

Der Campground Green Point liegt am südlichen Ende des Long Beach und ist durch eine Felsformation vom Combers Beach getrennt. Nach einem Frühstück mit Bacon und Eggs (ein Massaker – ich hätte es in der unbeschichteten Stahlpfanne nicht versuchen sollen) haben wir uns die Wanderschuhe angezogen und sind eingesprüht und eingecremt (gegen Insekten und Sonne) zurück zum Strand gegangen. Die Felsgruppe lag jetzt bei Ebbe fast völlig frei. Unten an den Felsen haben sich unzählige Seesterne und Kaltwasserkorallen festgesetzt, die wir jetzt ungestört ansehen und fotografieren konnten.

Combers Beach

Wir sind dann auf dem größtenteils betonharten Sand etwa drei oder vier Kilometer nach Süden gewandert. Unter voller Ausnutzung der Breite des Strandes bei Ebbe sicher auch noch den einen oder anderen Kilometer mehr.

Weitestgehend hatten wir den Strand für uns allein – von etlichen Weißkopfseeadlern abgesehen.

Weißkopfseeadler am Long Beach

Der Rückweg gegen den Wind und teils über weniger festen Sand wegen steigenden Wassers war etwas beschwerlicher. Zurück auf der Campsite hat es dann auch nur noch für ein paar außerordentlich leckere Burger gereicht und anschließend sind wir nur noch einmal kurz zum Strand gegangen, anstelle der geplanten Wanderung in die andere Richtung. Wir haben uns dann einen ruhigen Nachmittag und Abend gegönnt – mit dem Rauschen des Ozeans als ständigem Begleiter.