Porteau Cove – zurück aufs Festland

Bank im Porteau Cove Provincial Park mit Blick auf die Bucht

Für die Fortsetzung der Tour hatten wir nun einige Optionen, deren Vor- und Nachteile abzuwägen waren. Unseren treuen Fraserway-Camper hatten wir noch für genau eine Woche zur Verfügung, die wir möglichst stressfrei nutzen wollten und eher mal ein paar Tage an einem Ort bleiben wollten, als noch weiter herumzufahren und täglich den Campground zu wechseln.

Die Optionen im Einzelnen:

  1. Weiter auf Vancouver Island bleiben und erst ein oder zwei Tage vor Rückgabe des Wohnmobils wieder zurück aufs Festland fahren. Das würde uns Zeit geben, noch in den Strathcona Provincial Park zu fahren und endlich mal etwas zu hiken. Das Hiken ist im bisherigen Urlaub deutlich zu kurz gekommen. Wir hatten die Zeit einfach anders genossen.

    Alternativ könnte man auch noch einmal in die Nähe von Victoria fahren, eventuell von dort aus noch eine Bootstour machen oder noch mehr von der Stadt kennenlernen, die wir ja kaum kennen. Das ginge aber zulasten anderer Ziele, die wir auf dem Plan hatten und auf die wir uns auch schon ziemlich freuten – wie z. B. der Porteau Cove Provincial Park.

  2. Wir könnten von Little River aus die Fähre nach Powell River nehmen und die Sunshine Coast herunterfahren. Dort soll es tolle Ecken geben und viele Möglichkeiten zum Hiken. Um auf diesem Weg zum Sea to Sky Highway zu kommen, hätten wir allerdings noch mehrere andere Fähren nehmen müssen, was nicht nur die Reisekosten noch ein Stück erhöht sondern auch die verfügbare Zeit deutlich verkürzt hätte. Genau das, nämlich die frei verfügbare Zeit, war uns aber sehr wichtig für diese letzte Woche. Wir hatten einfach das Gefühl, dass uns noch mehr Entspannung einfach gut tun würde.

  3. Diese Option war wohl die pragmatischste und praktischste für uns und passte auch ziemlich gut zur Wettervorhersage: Von Nanaimo mit der Fähre nach Horseshoe Bay und dann ein Stück den Sea to Sky Highway hoch. Neben Whistler gab es noch ein paar andere Punkte, die wir uns dort ansehen wollten und die Möglichkeit, innerhalb einer Strecke von nur wenigen Kilometern mehrere attraktive Campgrounds anfahren zu können, war zusätzlich reizvoll.

    Ausschlaggebend für Option 3 war dann die verlockende Aussicht darauf, auf unserem Lieblingscampground der letzten Tour vielleicht gleich mehrere Tage am Stück zu verbringen. So hatten wir überlegt, von den letzten Tagen alle bis auf zwei auf dem Campground im Porteau Cove Provincial Park zu verbringen und nur die beiden restlichen Tage eventuell in Whistler.

Option 3 ist es dann geworden: Vom Sprout Lake in der Nähe von Port Alberni aus ist es zum Fähranleger in Nanaimo nicht weit und so bestand die Aussicht, sehr früh in Porteau Cove anzukommen und dort noch einen Campground ergattern zu können und diesen gleich für mehrere Tage zu belegen. Weil wir uns erst so kurzfristig für diese Option entschieden haben, war natürlich keine Zeit mehr für eine Reservierung.

Fähre Nanaimo–Horseshoe Bay

Ticket für die Fähre von Nanaimo zur Horseshoe Bay

Der Fähranleger nördlich von Nanaimo ist nicht zu verfehlen. Die Beschilderung startet auf dem Highway und dort wird auch schon der Grad der Belegung für die nächsten zwei Abfahrttermine angezeigt. Wir sind zeitig vor der anvisierten Fähre am Mittag eingetroffen und hatten noch reichlich Zeit, uns im Hafengebäude umzusehen. Etliche Shops, Gastronomie für fast jeden Geschmack und kostenloses Wi-Fi und frei zugängliche Steckdosen verkürzen die Wartezeit ziemlich angenehm. Getoppt haben wir das noch durch ein absolut leckeres Eis zum Abschied. Trotzdem schwang auch hier schon ein bisschen Wehmut mit, mussten wir doch schließlich Vancouver Island jetzt verlassen, wo wir zwei wundervolle Wochen verbracht haben. Aber die Gewissheit, nicht zum letzten Mal auf der Insel zu sein, machte es dann etwas einfacher.

Warteschlange vor Fähranleger Nanaimo (Departure Bay)

Pflichtprogramm in der Wartezeit: das Zudrehen der Propangasflaschen. Eine unserer Flaschen war mittlerweile eh leer, die zweite schnell zugedreht und mit dem Aufkleber versehen, den man beim Einchecken bzw. beim Zahlen des Tickets bekommt. Dieses Mal wurden wir übrigens nicht nach der Länge des Fahrzeugs gefragt und mussten nur den Preis für Fahrzeuge bis 20 Fuß zahlen. Die Extragebühr für die zusätzlichen 3 Fuß von gut 6 Dollar je Fuß konnten wir uns also sparen. Mein schlechtes Gewissen hat sich dabei tatsächlich in Grenzen gehalten. Ein paar Tage später habe ich übrigens gelesen, dass es in der Saison für einen bestimmten Zeitraum eine Aktion geben soll, bei der für alle Wohnmobile die Extrakosten für die Überlänge entfallen.

Das Auffahren auf die Fähre geriet kurz vor uns ins Stocken. Wir konnten nicht herausfinden, woran es lag. Auf jeden Fall hat sich das Auffahren der restlichen Fahrzeuge und damit natürlich auch die Abfahrt der Fähre um gut eine halbe Stunde verzögert. Das ist allerdings kein Zeitraum, um den wir uns im Urlaub große Gedanken machen – schon gar nicht mit der Aussicht auf eine weitere Woche im Motorhome. Die Grundentspanntheit, die wir bei vielen Kanadiern kennengelernt hatten, hat uns mittlerweile auch eingeholt und so konnten wir die Zeit gut abwarten.

Abgestellte Fahrzeuge im Bauch der Fähre

Das Wohnmobil erfolgreich im Bauch der Fähre geparkt, sind wir schnell hoch aufs Außendeck, um Sonne, Wind und frische Luft zu genießen. Das klappte allerdings nur bis zum Ablegen, weil der Wind bei voller Fahrt so stark war, dass es sehr unangenehm wurde, draußen zu bleiben. Ein paar verrückte Vögel sind zwar am Bug stehengeblieben und haben sich den Wind um die Nase und durch die Kleidung wehen lassen, uns war es aber zu viel. Wir sind zwar noch eine Weile auf dem Außendeck geblieben, allerdings in einem geschützten Bereich hinter teilverglasten Wänden. Diese Plätze hatten allerdings gleich mehrere Nachteile: sehr laute Sitznachbarn und die Abluft aus der Bordküche. Statt der erwarteten frischen Luft und Ruhe gab es also Fritteusenduft und Lärm. Wir haben uns das dann auch nicht lange angetan und sind noch vor Hälfte der Fahrt auf ein tieferes Deck gewechselt, wo wir uns bis zur Ankunft in den dortigen Shops die Zeit vertrieben haben.

Das Herausfahren aus der Fähre lief störungsfrei und zügig ab und so waren wir schnell auf dem Highway 99 Richtung Squamish, wo nach einigen Kilometern der Porteau Cove Provincial Park liegt.

Der Porteau Cove Provincial Park

Gatehouse Porteau Cove

Der Porteau Cove Provincial Park gehört zu den schönsten Campgrounds in Westkanada und ist mein absoluter Favorit. Und natürlich sind es gerade die tollen Eigenschaften dieses Campgrounds, die ihn so begehrt bei Touristen und noch mehr bei Einheimischen machen. Das führt dazu, dass man selbst in der Vor- oder Nachsaison nicht sicher sein kann, eine der wenigen Campsites zu bekommen. Gute 40 Campsites für Fahrzeuge hat dieser Campground und noch ein paar Walk-in Sites zusätzlich. Die schönsten Campsites liegen aber in erster Linie am Wasser und das sind natürlich auch die Sites, die am schnellsten belegt sind. Ohne Reservierung ist da nach meiner Erfahrung kaum etwas zu machen.

Fraserway Truck Camper auf Campsite im Porteau Cove PP

Als wir am frühen Nachmittag auf dem Campground eingetroffen sind, waren noch ein paar Campsites frei, allerdings nur im inneren Teil, also nicht direkt am Wasser. Wir haben dann für eine sehr mittig gelegene Campsite in der Nähe der Duschen eingecheckt. Viel Auswahl gab es aber eh nicht. Für eine Nacht war das aber nicht so schlimm. Unsere Idee war es, diese erste Nacht auf dem Festland auf diesem Campground zu verbringen, danach für zwei Tage nach Whistler zu fahren und für die letzten vier Nächte wieder zurück nach Porteau Cove zu kommen.

Voller Zuversicht haben wir dann auch beim Einchecken nach der Möglichkeit gefragt, für die letzten vier Nächte einen Stellplatz am Wasser reservieren zu können. Nach einem mitleidigen Lachen hat sich der Parkangestellte aber mit uns noch die Reservierungslisten durchgesehen. Die einzige Möglichkeit für uns, noch eine Site am Wasser zu bekommen, war für die letzte Nacht. Alles andere war ausgebucht und wie es aussah, galt das gleich für die ganze restliche Saison. Der Porteau Cove PP ist auch einer der Provincial Parks, in dem alle Campsites reservierbar sind, während andere Campgrounds oft auch sogenannte »First Come, First Serve«-Sites haben (»FCFS«), die nicht reserviert werden können und nach Eintreffen vergeben werden. Das geht dann zwar immer nur für ein oder zwei Nächte, lässt dem Reisenden aber die Möglichkeit, sich spontan zu entscheiden.

Der Strand im Porteau Cove Provincial Park

Die Site für die letzte Nacht konnten wir nicht im Gatehouse reservieren sondern wir mussten dafür online gehen. Zum Glück hatte ich mir ja eine kanadische Telefonkarte mit ausreichendem Datenvolumen besorgt, über die ich schnell ins Internet gehen konnte, um diese letzte verfügbare Campsite am Wasser für unsere letzte Nacht mit dem Wohnmobil zu reservieren. Das hat auch noch geklappt, bevor mir jemand zuvorkommen konnte. Für die nächsten Touren weiß ich, dass ich mich speziell um diesen Campground schon weit im Voraus kümmern werde. Da ich ihn wegen der Nähe zu Vancouver (eine gute Stunde) eh am Anfang oder Ende der Tour einplanen würde, nimmt mir das auch nicht die ach so geliebte Flexibilität auf der Reise.

Porteau Cove, Kanadagänse

Wir haben den Rest des Tages und einen Teil des Abends am wildromantischen Strand vor dem Campground verbracht. Es ist so schön in dieser Bucht, dass man sich kaum sattsehen kann und mit ein paar Weißkopfseeadlern, Seehunden und Kanadagänsen hatten wir auch noch ein wenig Wildlife zur Ergänzung der tollen Aussicht. Gehört, aber nicht gesehen: ein paar Kolibris. Die Gelegenheit, die Kolibris zu beobachten, hat sich uns erst ein paar Tage später geboten.

Am nächsten Morgen haben wir Porteau Cove erst auf den allerletzten Drücker um 11:00 Uhr verlassen – nicht, ohne noch einmal am Strand gewesen und eine kleine Runde durch die Bucht spaziert zu sein.