Sea to Sky Gondola und Whistler

Nach dem Frühstück und einem Strandgang mit kurzem Spaziergang durch die Bucht haben wir den Porteau Cove Provincial Park auf den allerletzten Drücker um Punkt 11 Uhr verlassen. Vorher hatten wir noch die sehr sauberen Waschräume direkt neben unserer Site für eine ausgiebige Dusche genutzt.

Das Tagesziel war Whistler. Also einfach den Highway 99 Richtung Landesinnere für einige Kilometer. Zu Beginn geht es noch eine Weile an der Küste entlang und dort lag dann auch der für diesen Tag geplante Zwischenstopp:

Sea to Sky Gondola

Ausblick von der Aussichtsplattform an der Summit Lodge der Sea to Sky Gondola

Die Sea to Sky Gondola ist eine Seilbahn in der Nähe von Squamish, direkt neben den Shannon Falls. Natürlich sehr touristisch aufgezogen, aber wir wollten sie uns trotzdem auf jeden Fall ansehen. Sie lag eh auf dem geplanten Weg und das Wetter war perfekt: warm und klare Sicht.

Die Seilbahn bringt die Besucher fast von Meeresniveau aus auf 885 Meter Höhe zur Summit Lodge. Unterwegs hat man einen grandiosen Ausblick auf den Howe Sound und Squamish Valley. Wir hatten allerdings etwas anderes vor: Vom Startpunkt der Seilbahn oder vom Fuß der Shannon Falls aus kommt man auf einen sehr steilen Trail, auf dem man die Summit Lodge zu Fuß erreichen kann. Auf nur wenigen Kilometern Länge bietet dieser Trail knapp 1000 Höhenmeter, die man überwinden muss.

Man soll etwas länger für diese Strecke einplanen und daher haben wir nicht am Fuß der Seilbahn geparkt sondern auf einem Langzeitparkplatz auf der anderen Seite des Highways. Schließlich wollten wir nicht nur den Aufstieg in Ruhe bewältigen sondern auch oben noch etwas Zeit verbringen und die Aussicht genießen. Für den Rückweg wollten wir dann die Seilbahn nehmen. Das kostet dann auch nur einen Bruchteil des Tagespreises, den man sonst für Hin- und Rückweg zahlen muss.

Blick auf den Howe Sound vom Trail zur Summit Lodge der Sea to Sky Gondola

Vom Langzeitparkplatz aus kommt man an den Fuß der Shannon Falls und von dort ist es nicht weit zu dem Trail nach oben. Und dieses »nach oben« ist absolut wörtlich zu nehmen. Der Trail führt ab Beginn an fast ausschließlich über Treppen – natürliche und wenige aus Holz – bergauf. Zwischendurch hat man vereinzelt schon einen kurzen Ausblick auf den Howe Sound als Vorgeschmack auf das, was einen oben erwarten mag.

Leider hatten wir uns mit diesem Aufstieg etwas übernommen. Eingeschränkte Fitness, ein leichtes Problem mit meiner Wadenmuskulatur, das ich mir vor der Tour mit der Lady Rose eingefangen hatte und vermutlich ein zu schneller Start auf dem steilen Pfad haben uns nach ca. einer Stunde zum Umkehren gezwungen. Ich kann nicht genau sagen, wie weit wir gekommen sind. Aber vermutlich war es schon ca. ein Drittel der Gesamtstrecke, das wir bis dahin bewältigt hatten. Und der Rückweg über die steilen und unregelmäßigen Treppenstufen war vielleicht gar nicht so viel einfacher als der restliche Aufstieg. Aber wir konnten es zu dem Zeitpunkt nicht abschätzen und haben die sichere Route gewählt – und die ging eben zurück zum Fuß. Der Hinweis dort, dass es sich nicht um einen Spazierweg handelt, ist durchaus ernst zu nehmen.

An der Talstation der Seilbahn haben wir schweren Herzens den Tagespreis von knapp 35 Dollar pro Person gezahlt und sind in eine der Gondeln gestiegen. Wow. Was für ein Ausblick. Ich hätte die 8-minütige Gondelfahrt gern doppelt oder dreifach so lang gehabt. Meiner Frau ging es mit ihrer Höhenangst dabei nicht ganz so gut wie mir, bei dem Blick über die Landschaft hat sie das aber fast vergessen.

Hängebrücke an der Summit Lodge der Sea to Sky Gondola

Oben angekommen, erwartete uns die Summit Lodge, ein Gebäude mit verschiedenen Gastronomieeinrichtungen (Café, Bistro, Pub) und einer großen Terrasse mit grandiosem Ausblick. Von der Terrasse aus geht auch die Hängebrück ab, die auf 90 Metern Länge zur einer weiteren Aussichtsplattform führt. Mir schien es bei dieser Hängebrücke aber eher um die Attraktion zu gehen als um eine wirklich sinnvolle Erweiterung der Summit Lodge. Der Ausblick von der Plattform ist nicht so viel anders als der von der Terrasse der Summit Lodge.

Die Summit Lodge der Sea to Sky Gondola, von der Aussichtsplattform aus gesehen

Allerdings kann man von der Aussichtsplattform auch zur Summit Lodge der Sea to Sky Gondola schauen. Allein für das Fotomotiv hat sich der Weg für mich gelohnt. Ich musste allerdings eine ganze Weile warten, bis ich die Hängebrücke benutzen konnte, weil eine Gruppe Japaner sie für längere Zeit komplett blockiert hatte. Die Großfamilie war mit mehreren Generationen unterwegs und hat sich entschlossen, die geschätzt mindestens 90-jährige Großmutter im Rollstuhl zur Aussichtsplattform zu schieben. Vier Mann, vier Ecken, etwas guter Wille und viele Diskussionen haben die Aufgabe schließlich erfüllt.

Die Terrasse der Summit Lodge darf nicht nur von Gästen der Summit Lodge genutzt werden sondern steht allen Besuchern offen. Auch mitgebrachte Verpflegung wird von Wanderern dort verzehrt und man konnte auch sehr viele Einheimische dort beobachten, die die günstigen Dauerkarten bei gutem Wetter nutzen, um sich dort zu treffen. Ein Großteil der Besucher sind aber sicher Touristen aus aller Herren Länder. Ich will aber gar nicht wissen, wie voll es dort in der Hauptsaison ist. Dann sollte man sicher die frühen Morgenstunden oder den Abend nutzen, um überhaupt einen Platz zu bekommen.

Rund um die Summit Lodge ist ein Netz aus Wanderwegen. Kurz und wohl für jeden ohne Gehprobleme gut zu bewältigen, ist der Trail zum Ausblick auf den Stawamus Chief, den berühmten Kletterfelsen, der untrennbar mit Bild von Squamish verbunden ist. Unterwegs gibt es ein paar Aussichtspunkte und insgesamt ist der Rundweg ca. 1.800 Meter lang.

Dieser Rundweg war dann auch der Auftritt für eine weitere Gruppe von Japanern. Etwa ein Dutzend von ihnen kam uns dort in Hochalpin-Ausrüstung entgegen. Wohlgemerkt: Sie hatten nicht den Aufstieg bewältigt, der von den meisten Besuchern auch eher in kurzer Hose, T-Shirt und leichten Turnschuhen angegangen wurde, sondern sie waren an den Tagespässen klar erkennbar mit der Gondel hochgefahren. Ausgestattet mit Bergstiefeln, Stöcken, Gamaschen und allem erdenklichen, das man beim Alpinausstatter kaufen kann, haben sie den Spazierweg erfolgreich bewältigt. Man kann das Bild kaum beschreiben, ich war aber leider zu geplättet, als dass ich schnell hätte zur Kamera greifen können. Die Unfreundlichkeit und Unverschämtheit dieser Gruppe war aber ebenso überzogen wie ihre Ausrüstung. Vermutlich hatten sie unter der Kleidung noch Lawinenrucksäcke für den Fall der Fälle.

Nach Trail und angemessener Pause auf der Terrasse haben wir dann den Rückweg mit der Gondel angetreten. Der Ausblick auf dem Weg nach unten ist natürlich nicht weniger grandios als auf dem Hinweg. Die Sicht war immer noch klar und wir hatten sogar eine Gondel für uns allein. Unten angekommen, sind wir dann noch zu den Shannon Falls gelaufen, die eh quasi auf dem Weg zum Parkplatz des Wohnmobils lagen. Mit einem kurzen Zwischenstopp zum Einkaufen in Squamish sind wir dann auf dem Highway 99 bis nach Whistler gefahren.

Whistler

Fraserway Truck Camper auf einem Stellplatz im Riverside RV Park, Whistler

In Whistler haben wir im Riverside Resort eingecheckt. Das Resort liegt mit 2,5 Kilometern Entfernung vom Whistler Village locker in Gehweite. Es wird aber auch ein Shuttle-Service angeboten, der allerdings schon am späten Nachmittag seine letzte Fahrt antritt und damit z. B. für Dinner in Whistler nicht geeignet ist.

Das Riverside Resort ist ein gut ausgestatteter Platz und war erst der dritte und auch schon der letzte private Campground auf der dreiwöchigen Tour. Da wir mal wieder die Batterien richtig laden wollten und Strom, Wasser und Wi-Fi auch ganz gelegen kamen, haben wir uns gleich für zwei Tage eingebucht. So konnten wir uns in Ruhe Whistler ansehen, ein wenig wandern und uns auch noch ein wenig Ruhe antun, während die Waschmaschine läuft. Mittlerweile war doch ziemlich viel an Schmutzwäsche angefallen und der Waschsalon im Riverside Resort kam uns da gerade recht.

Brewhouse Whistler

Abends sind wir dann noch zu Fuß ins Whistler Village gegangen. Campground, Whistler und den Weg dazwischen kannten wir noch von einem Besuch vier Jahre zuvor. In Whistler sind wir dann wieder ins sehr empfehlenswerte Brewhouse gegangen. Es gibt dort in rustikalem Ambiente tolle eigene Biere (das IPA hat es mir angetan) und hervorragendes Essen zu fairen Preisen.

Nach dem Essen haben wir noch eine ausgiebige Runde durch Whistler gedreht und sind dann wieder zu Fuß zurück zum Campground. Es gibt einen ganz netten Weg, der nur ein sehr kurzes Stück am Highway liegt und ansonsten eher durch Wohngebiete und am Fluss entlang führt. Für diesen Tag haben wir dann auch genug Kilometer in den Beinen gehabt, schließlich hatten wir ja morgens schon an der Sea to Sky Gondola angefangen.

Schild »No Camp Fires«

Auf dem Campground haben wir dann erstmalig während der Tour das Schild gesehen, das mittlerweile wegen der Brandgefahr für das ganze westliche British Columbia gilt: »No Camp Fires«. Die Stellplätze auf dem Campground sind zwar alle mit Feuerstelle ausgestattet, die durfte jedoch derzeit nicht für offenes Feuer verwendet werden. Grillen mit Kohle oder Gas war zwar noch erlaubt, das hat uns aber nicht gereizt.

Morgens dann ein leckeres Frühstück und ein Besuch der Waschräume. Die waren mir vom letzten Besuch als gar nicht so sauber in Erinnerung und vor allem waren letztes Mal selbst für Bewohner des Campgrounds die Duschen noch kostenpflichtig. Beides war nun aber komplett anders: Die Waschräume waren sehr sauber und gepflegt und die Duschen frei zugänglich. Leider war der Wi-Fi-Empfang auf unserer etwas abgelegenen Campsite unterirdisch und so mussten wir die paar Meter bis zum Haupthaus gehen, um ins Internet zu können. Aber wir waren ja auch aus ganz anderen Gründen hier und so ließ sich das sehr gut verschmerzen. Keine Nachbarn auf der kleinen Campsite zu haben, war uns viel wichtiger als der Empfang.

Lost Lake in der Nähe von Whistler, BC

Nach dem Frühstück sind wir zu einer kleinen Tour aufgebrochen. Direkt vom Campground aus lassen sich mehrere Trails erreichen, die mehr oder weniger gut ausgebaut sind. Teils sind es quasi Wander-Highways in beträchtlicher Breite, teils handelt es sich um sehr schmale kleine Naturpfade, die wir viel angenehmer fanden. Am Lost Lake, den wir auf Umwegen erreicht hatten, gab es eine kleine Pause. Bei dem guten Wetter hatten etliche Leute schon den Park an der Whistler-Seite des Sees in Beschlag genommen. Für uns war das schon wieder zu viel Trubel und so sind wir nicht lang geblieben. Schließlich stand auch Wandern auf dem Plan und nicht Faullenzen.

Schild am Molly-Hogan-Trail

Zurück sind wir dann über einen als »Molly Hogan« benannten Trail gegangen. Ein nettes Stück Weg, das in andere Trails mit teils sehr eigenwilligen Namen mündet. Vermutlich gibt es für die Namen eine Erklärung, uns hat sich das aber nicht erschlossen. Diese Trails sind auch weniger zum Wandern als eher für Skilangläufer, Schneeschuhgänger oder im Sommer eben für Mountainbiker ausgelegt.

Zurück auf dem Campground hatten wir mit einigem Hin und Her sicherlich gute 10 Kilometer in den Beinen. Genug für mich an diesem Tag und vor allem auch genug für meine immer noch angeschlagene Wade. Wir haben dann den Waschsalon genutzt und in einer Stunde drei Ladungen Wäsche gewaschen und getrocknet und währenddessen mal wieder Kontakt nach Hause aufgenommen. Dabei haben wir komplett den Regen verpasst, der kurz niederging und für eine ziemlich deutliche Abkühlung gesorgt hat. Beim Hiken vormittags war es noch deutlich über 20 Grad warm gewesen, jetzt hatten wir nur noch um die 16 Grad.

Zwei Burger und eine Dose Bier auf einem Picknicktisch

Sowohl von Whistler als auch vom Laufen hatten wir genug und so sind wir am Abend auf dem Campground geblieben. Auf dem Herd im Truck Camper haben wir uns leckere Burger gemacht und mit ein oder zwei Bierchen runtergespült. Anschließend gab es mal wieder eine gute Zigarre. Was zum perfekten Abend noch gefehlt hat, war definitiv das Lagerfeuer, das ja dem Verbot zum Opfer gefallen ist.