Für den letzten Tag vor der Rückgabe unseres treuen Gefährten an Fraserway nach vollen drei Wochen »on the road« gab es keine Programmplanung mehr.
Wir hatten einen Stellplatz auf dem Campground im Porteau Cove Provincial Park reserviert – in erster Reihe, direkt am Pazifikstrand.
Um die schöne Bucht, den Strand und nicht zuletzt den Stellplatz so lang wie möglich genießen zu können, wollten wir nicht unnötig Zeit vertrödeln. Nach dem Frühstück und Duschen auf dem Campground am Alice Lake sind wir also direkt aufgebrochen und haben die wenigen Kilometer zum Porteau Cove PP zurückgelegt.
Dumpen mussten wir nicht mehr vor der letzten Nacht im Camper. Zwar hatten wir zuletzt in Whistler gedumpt und seitdem drei Tage hinter uns, die Tanks zeigten aber noch ausreichend Reserven für einen weiteren Tag an. Und im Porteau Cove PP gibt es blitzsaubere Waschräume und daher keinen Grund, unsere eigene Nasszelle zu nutzen. Zudem mussten wir am nächsten Morgen ja eh noch dumpen, um das Fahrzeug leer wieder bei Fraserway abgeben zu können.
Wir sind also schon vor 12 auf dem Campground angekommen und haben uns bei der Einfahrt vom Park Ranger am Gatehouse ein ausdrückliches Lob für die Reservierung der Campsite abgeholt. Es ging ihm dabei nicht nur um die Reservierung an sich (der Campground war natürlich schon wieder ausgebucht) sondern auch um die Lage der Site. Unser Stellplatz war dann auch so erstklassig, wie wir ihn uns gewünscht hatten.
Ein perfekter, trauriger Tag
Der Rest des Tages war wunderschön. Wir verbrachten ihn so, wie wir auch sonst einige der schönsten Tage in diesem Urlaub verbracht hatten: ein paar Schritte gehen, am Strand sitzen und in ein Buch oder aufs Wasser schauen, eine Zigarre genießen und – jetzt am letzten Tag – die Tour Revue passieren lassen. In diesen Genuss mischte sich nun immer wieder auch ein bisschen Wehmut. Bei allem, was wir taten, war uns klar, dass es in diesem Urlaub das letzte Mal war. Das verstärkte sich zum Abend noch, als uns zum letzten Campfire ein traumhafter Sonnenuntergang serviert wurde. Kanada hat wirklich alles darangesetzt, uns den Abschied so schwierig wie möglich zu machen.
Wir haben an diesem Abend noch lange draußen gesessen und der steigenden Flut zugesehen. Das Treibholz am Strand direkt vor unserer Campsite wurde vom heranrollenden Wasser komplett neu dekoriert und das Wasser stand schließlich direkt an der Site. Von der Tür das Campers aus waren es noch sieben Meter bis zum Wasser, als ich zwischendurch mal gemessen hatte. Später hätte man sogar von der Treppe des Campers aus die Füße ins Wasser baumeln lassen können, wenn ich denn weiter hinten auf der Campsite geparkt hätte.
Mit dem Rauschen des Wassers sind wir dann auch schließlich eingeschlafen – sehr glücklich und sehr traurig zugleich.
Am nächsten Morgen sind wir für unsere Verhältnisse recht früh aufgestanden. Wir mussten unseren Camper schließlich vormittags bei Fraserway zurückgeben und hatten vorher noch das letzte Dumpen durchzuführen. Für die Fahrt von knapp 70 Kilometern ist eine gute Stunde zu kalkulieren und auf solche Zeiten packe ich gern noch einen ordentlichen Puffer drauf. Und wir wollten auf keinen Fall unsere letzten Stunden unterwegs in Hektik verbringen.
Frühstück mit Wildlife
Unser Frühstück haben wir dann am Strand eingenommen. Mittlerweile war ja wieder Ebbe und wir konnten auf dem neu dekorierten Treibholz sitzen und unseren Kaffee genießen. Und jetzt endlich, am letzten Tag, konnten wir endlich auch mal einen Kolibri beobachten und fotografieren, der sich einen Strauch direkt neben uns ausgesucht hatte, um seinen Bedarf an Nektar zu stillen. Ein sehr schönes und unfassbar schnelles Tier. Gehört hatten wir unterwegs schon viele Kolibris. Das laute Summen ihrer schnellen Flügelschläge war insbesondere an der Westküste von Vancouver Island ein ständiger Begleiter. Aber wir haben dort nie einen Kolibri zu Gesicht bekommen. Hier am Strand sind uns gleich mehrere um die Ohren geflogen – und das meine ich wörtlich. Teils sind die kleinen Jagdflieger nur wenige Zentimeter an unserem Kopf vorbeigesurrt. Kaum sichtbar wegen der hohen Geschwindigkeit, dafür umso besser hörbar.
Während der ganzen Zeit saß in einiger Entfernung ein Weißkopfseeadler in einer Baumspitze. Der beobachtete von dort aus die Bucht, war aber für ein Foto viel zu weit entfernt. Buchstäblich in der letzten Minute vor unserem Aufbruch hat aber auch dieser Adler dann zu einem Rundflug durch die Bucht angesetzt und ich habe es gerade noch geschafft, die Kamera hochzureißen, als er über unsere Köpfe geflogen ist. Es war trotzdem noch schwer genug, ein gutes Foto zu bekommen. Für die nächste Reise steht ein lichtstärkeres Objektiv auf dem Wunschzettel. Was der Fotograf nicht kann, muss dann eben die Ausrüstung ausgleichen.
Letztes Dumpen
Vor der Ausfahrt vom Campground haben wir dann noch ein letztes Mal gedumpt. Die Abläufe dabei waren schon sehr eingespielt und das Dumpen selbst wäre eigentlich an dieser Stelle auch gar nicht erwähnenswert. Aber dieses Mal haben wir den kompletten Dumpingvorgang gefilmt, um den Ablauf für CamperCo dokumentieren zu können. Dort ist das Dumpen schon beschrieben, aber ein Video dazu macht das Ganze sicher noch plastischer und ist noch eher geeignet, campinginteressierten Anfängern die Angst vor dem (gar nicht so) schmutzigen Vorgang zu nehmen. Das Video wird demnächst auf der verlinkten Seite eingebunden.
Die Rückgabe des Campers
Unser treuer Begleiter auf dieser Tour war ein Truck Camper mit Slide-out von Fraserway. Die Trennung sollte uns schwerfallen. Nichtsdestotrotz hat auch diese Tour ein Ende und das Fahrzeug gehört unversehrt und mit leeren Abwassertanks zurückgegeben. Die Fahrt vom Campground zu Fraserway lief problemlos und auch locker im gesteckten Zeitrahmen. Zwar war relativ viel Verkehr, der floss aber beständig und so erreichten wir Fraserway pünktlich. Direkt neben der Fraserway-Station auf Annacis Island in Delta bei Vancouver befindet sich eine Tankstelle. Dort haben wir dann ein letztes Mal getankt, weil der volle Tank zum Pflichtprogramm bei der Rückgabe gehört. Schließlich übernimmt man das Fahrzeug auch voll. Ich könnte mir vorstellen, dass insbesondere in der Hauptsaison diese Tankauffüllungen einen wesentlichen Anteil am Umsatz dieser Tankstelle haben.
Der Empfang bei Fraserway war trotz der fast hektischen Betriebsamkeit sehr herzlich. Man hat dort einfach das Gefühl, nicht nur als Kunde und Umsatzbringer gesehen zu werden sondern auch als Mensch und Reisender willkommen zu sein. Natürlich ist die Zeit knapp bei vielen gleichzeitigen Übernahmen und Rückgaben, trotzdem bleibt immer ein freundliches Wort und auch die ehrlich gemeinte Frage nach dem Verlauf der Tour und der Zufriedenheit mit dem Fahrzeug. Einen Schaden am Fahrzeug hatten wir nicht und so wurde die Kaskoversicherung nicht in Anspruch genommen und damit war auch die Null-Selbstbehalt-Versicherung hinfällig, die wir zusätzlich abgeschlossen hatten. Nicht jeder hatte so viel Glück: Bei der Rückgabe musste neben mir ein anderer Mieter noch die Kreditkarte zücken, weil er einen Schaden an der Windschutzscheibe hatte. Für so einen Schaden sind dann mal eben 750 Dollar fällig, was einem sicher ganz schön die Laune vermiesen kann.
Unser gemietetes Navi haben wir unbenutzt zurückgegeben. Man kann Kanada nach meiner Erfahrung problemlos mit Karten und der meist sehr guten Beschilderung erfahren. Das Navi hatten wir nur für den Fall gemietet, dass wir mal in einer Stadt hilflos stranden. Aber selbst in der Innenstadt von Victoria sind wir gut ohne diese Hilfe ausgekommen, wenn man mal von einem kleinen ungeplanten Schlenker durch ein Wohngebiet absieht. Für die nächsten Touren werde ich auf das Navi völlig verzichten. Aktuelles Kartenmaterial reicht völlig aus. Und es macht auch Spaß, sich abends mit der Karte und einem Bierchen an den Tisch zu setzen und die nächsten Abschnitte der Reise zu planen.
Nach den übersichtlichen Formalitäten der Rückgabe haben wir noch unser Zeug in die bei Fraserway verwahrten Koffer geschmissen und einen letzten Durchgang durch den Camper gemacht. Ein paar Verbrauchsmaterialien (Kaffeefilter, Spülmittel) haben wir den Nachmietern vermacht. Eine neue beschichtete Pfanne ist jetzt auch im Bestand des Fahrzeugs, dafür musste ein Glas dran glauben. Lebensmittel waren kaum übrig, da wir dieses Mal gut geplant hatten und unterwegs nur häufiger kleinere Mengen nachgekauft hatten. Der Preis dafür waren aber eben die häufigen Supermarktbesuche. So mussten wir nur kleine Mengen angebrochener Packungen wegschmeißen und für die Kiste, über die man verpackte Lebensmittel über Fraserway an die örtliche Tafel spenden kann, blieb gar nichts mehr übrig.
In der kurzen Wartezeit zwischen Rückgabe und Abfahrt des Shuttles zum Hotel gab es noch eine freudige Überraschung: Die Kleingruppe, die mit uns schon auf der Hinfahrt im Shuttle saß und dann auch mit uns auf der Fähre war, hat ebenfalls ihr Fahrzeug an diesem Tag zurückgegeben. So konnten wir uns noch kurz über unsere Erlebnisse austauschen. Für den Rest haben wir dann auf dieses Reisetagebuch verwiesen.
Die Rückfahrt nach Downtown Vancouver verlief dann eher ruhig. Ist man auf der Hinfahrt recht aufgeregt und freut sich auf die anstehende Tour, schwingt bei der Rückfahrt eher Wehmut mit. Aber wenigstens hatten wir noch ein paar Tage Vancouver zum Ausklang der Reise vor uns. Andere lassen sich direkt zum Flughafen fahren und sind wenige Stunden nach der Rückgabe des Fahrzeugs schon wieder auf dem Weg nach Hause. Das ist für uns schwer vorstellbar.
Vancouver
Drei Übernachtungen hatten wir noch im Rosedale on Robson gebucht. Leider war unsere Suite dieses Mal nicht sehr schön. Wir waren weit unten untergebracht und das ganz am Ende des Ganges – hinter dem Raum für das Housekeeping. Direkt vor unserer Tür war also fast den ganzen Tag über Trubel und Lärm. Sich im Zimmer zu entspannen, war daher kaum möglich. Allerdings hatten wir das auch nicht vor, sondern wir wollten ja noch mehr von Vancouver sehen.
Ursprünglich hatten wir geplant, eventuell noch Ausflüge zum Grouse Mountain zu machen oder uns die Capilano Suspension Bridge anzusehen. Aber das Wetter spielte nicht mit. Tiefhängende Wolken ließen eine Gondelfahrt wegen der fehlenden Aussicht unattraktiv erscheinen und so haben wir uns auf ausgedehnte Spaziergänge in Downtown Vancouver beschränkt. Dort gibt es auch viel zu entdecken und ein paar Einkäufe mussten wir eh noch erledigen.
Einen Nachmittag haben wir dann noch in North Vancouver verbracht. Mit dem SeaBus fährt man vom Waterfront Terminal durch den Hafen von Vancouver in wenigen Minuten zum Lonsdale Quay in North Vancouver. Dort gibt es mit dem Lonsdale Quay Market eine Markthalle, die neben frischen Lebensmitteln und den unvermeidlichen Souvenierläden auch leckeres Essen bietet. Sogar eine kleine Brauerei hat sich dort angesiedelt und verkauft sehr leckere Biere, darunter ein eigenes IPA. Wir haben uns mit Früchten, Fish & Chips und ein paar Naschereien die Bäuche vollgeschlagen und auch noch Geschenke für die Lieben daheim besorgt. Vom Quay aus hat man einen tollen Blick auf Downtown Vancouver und den Stanley Park. Der kleine Ausflug ist auf jeden Fall empfehlenswert.
Rückreise
Zur Rückreise gibt es nicht viel zu erzählen. Vom Hotel zum Flughafen haben wir dieses Mal den Skytrain genommen, was sich als sehr bequem und im Vergleich zur Taxifahrt als sehr günstig herausgestellt hat. Dank unserer Kofferwaage hatten wir beide Gepäckstücke sehr exakt befüllt, was bei einem Probewiegen an einer Waage vor dem Check-in sogar zu einem Applaus bei den anderen Wartenden geführt hat. Mit 22,9 und 23 Kilo waren die beiden Koffer perfekt genutzt worden. Der Rest fand im Handgepäck Platz. Das waren aber im Wesentlichen mein Laptop und die Fotoausrüstung und dazu nur die Jacken und die wichtigsten Dinge, die wir auf dem Rückweg immer gern direkt im Zugriff haben, falls die Koffer mal einen anderen Weg nehmen als wir. Der Rückflug startete mit einer knappen Stunde Verspätung, was aber auf dem ruhigen Flug fast vollständig aufgeholt werden konnte.
Geschlafen habe ich auf dem Flug nicht, ebensowenig wie auf der anschließenden Bahnfahrt. Das gehörte allerdings auch zu meiner Strategie gegen den Jetlag. Ich wollte einfach möglichst lange durchhalten, um dann schnell wieder in den deutschen Rhythmus zu kommen. Kaum angekommen, sind wir dann auch schon zu Freunden aufgebrochen, um uns dort das Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Ghana anzusehen. Erst spät in der Nacht ging es dann ins Bett. Die Strategie ist aufgegangen. Noch nie hatte ich so wenig Probleme mit dem Jetlag wie bei dieser Reise. Zwar waren die Rückreise und die Stunden danach sehr anstrengend, aber ich habe es damit geschafft, die innere Uhr ein Stück weit zu überlisten und schnell wieder in die deutsche Zeit einzusteigen.
Ende
Damit ist das Reisetagebuch beendet. Ich bedanke mich bei allen Lesern und hoffe, ich konnte mit meinen sehr persönlichen Eindrücken und Beschreibungen ein wenig Fernweh wecken und den ein oder anderen zu einer eigenen Reise inspirieren. Unsere Reiselust ist keinesfalls kleiner geworden und das nächste Tagebuch ist bereits zu einer Tour durch den Yukon und Alaska entstanden und auch für eine weitere Tour durch Nova Scotia gibt es schon eine Website.
Für diese Reise war es auch erstmalig notwendig, die eTA für Kanada zu beantragen. Bitte vergesst das nicht bei eurer eigenen Planung.